4 Beschreibung des Teilnehmerkollektivs

Die Teilnahme an den DMP ist sowohl für die Patienten als auch für die niedergelassenen Ärzte, stationären Einrichtungen und Krankenkassen freiwillig. Grundsätzlich wird die Einschreibung und Koordination der Patienten im DMP von den Hausärzten vorgenommen. Diese sind für die engmaschige Betreuung der chronisch Kranken und die lückenlose Dokumentation zuständig.

4.1 Teilnehmerzahlen

Die Teilnehmerzahlen der Ärzte und Patienten für die einzelnen DMP sind in Tabelle 4.1 dargestellt. In Bayern nehmen aktuell ca. 922.000 Patienten an mindestens einem DMP teil. Diese werden durch knapp 11.000 koordinierende Ärzte betreut.

Tabelle 4.1: DMP-Teilnehmerzahlen zum Stichtag 31.12.2016. Berücksichtigt sind alle Patienten mit Dokumentation in den zwei Quartalen, die mit diesem Stichtag enden. Patientenzahlen werden auf 250 gerundet. Unter “DMP insgesamt” wird die Anzahl der am DMP teilnehmenden Patienten und Ärzte ohne Mehrfachnennungen berichtet.
DMP Patienten Koordinierende Ärzte Fach- bzw. Schwerpunktärzte
Diabetes mellitus Typ 2 553.500 8.297 331
Diabetes mellitus Typ 1 30.000 2.682 330
Koronare Herzkrankheit 243.750 8.278 370
Asthma bronchiale 138.000 9.069 313
COPD 98.000 9.069 313
Brustkrebs 16.750 1.623 1.106
DMP insgesamt 922.250 10.500 2.104

4.2 Entwicklung der Teilnehmerzahlen

Tabelle 4.2 und Abbildung 4.1 zeigen die Entwicklung der Anzahl an teilnehmenden Patienten im Verlauf der letzten Jahre.

Bei allen Programmen war zu Beginn ein rasches Wachstum zu verzeichnen. Mit Ausnahme des DMP Brustkrebs wachsen alle Programme noch leicht bis moderat. Diese Entwicklung dürfte zumindest teilweise als Folge einer alternden Bevölkerung betrachtet werden.

Das DMP Diabetes mellitus Typ 1 ist in den letzten fünf Jahren um etwa ein Drittel gewachsen. Unklar ist, ob dieses Ergebnis als Folge einer erhöhten DMP-Teilnahmequote oder einer Vermehrung der Patienten mit Typ-1-Diabetes zurückzuführen ist. Aus den ambulanten Routinedaten lässt sich die Anzahl an Patienten mit Typ-1-Diabetes nicht genau ermitteln. Eine Analyse des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung findet für Deutschland einen leichten Rückgang der Prävalenz von Typ-1-Diabetes [17]. Eine nicht veröffentlichte Analyse der KVB zeigt dagegen eine Zunahme der Patientenzahlen und auch die Krankenhausstatistik weist für Typ-1-Diabetes steigende Fallzahlen aus. Waren im Jahr 2006 3.575 Patienten in Bayern mit der Hauptdiagnose Typ-1-Diabetes entlassen, waren es im Jahr 2015 4.960 Patienten, ein Zuwachs von knapp 40 % [18].

Die Entwicklung der Teilnehmerzahlen im DMP Brustkrebs spiegelt ein bekanntes Muster wider. Nach Einführung des Mammographie-Screenings ab dem Jahr 2005 ist es vorübergehend zu einem Anstieg der Inzidenz gekommen, vor allem durch die Früherkennung von Tumoren im Frühstadium. Nach Etablierung der Programme ist die Anzahl an neu entdeckten Tumoren in den letzten Jahren wieder gesunken [19,20]. Auch hier ist die Krankenhausstatistik informativ: Waren im Jahr 2006 24.265 Patienten in Bayern mit der Hauptdiagnose Brustkrebs entlassen, waren es im Jahr 2015 20.190 Patienten, eine Senkung in Höhe von 17 % [18].

Tabelle 4.2: Entwicklung der DMP-Teilnehmerzahlen im Verlauf der letzten fünf Jahre.
DMP 2016H2 2015H2 2011H2 Veränderung 1 Jahr (%) Veränderung 5 Jahre (%)
Diabetes mellitus Typ 2 553.500 548.000 505.000 1,0 9,6
Diabetes mellitus Typ 1 30.000 28.500 22.250 5,0 34,4
Koronare Herzkrankheit 243.750 241.250 233.250 1,1 4,6
Asthma bronchiale 138.000 136.000 124.000 1,5 11,5
COPD 98.000 95.500 83.250 2,4 17,5
Brustkrebs 16.750 17.500 19.000 -3,7 -12,2
Entwicklung der Patientenzahlen seit DMP-Beginn.

Abbildung 4.1: Entwicklung der Patientenzahlen seit DMP-Beginn.

4.3 Altersverteilung

Die Altersverteilungen der im DMP eingeschriebenen Patienten und der prozentuale Anteil der jeweiligen DMP-Teilnehmer über das Alter sind in Abbildung 4.2 grafisch dargestellt.

Die Teilnehmer der Programme Diabetes mellitus Typ 2, KHK und COPD sind vorwiegend über 60 Jahre alt; nur sehr wenige Patienten sind jünger als 40 Jahre. Im Gegensatz dazu sind die Patienten der Programme Diabetes mellitus Typ 1 und Asthma bronchiale eher gleichmäßig über die Altersgruppen verteilt: Vor allem unter den Asthmapatienten sind Kinder und Jugendliche stark repräsentiert. Auffällig ist der Rückgang des Patientenanteils im DMP Asthma bronchiale nach der Pubertät. Dafür sind verschiedene Gründe denkbar, zum Beispiel beim Übergang in die Erwachsenenbetreuung oder auch ein Rückgang von Symptomen nach der Kinderzeit [21]. Die Patientinnen mit Teilnahme am DMP Brustkrebs sind mehrheitlich zwischen 50 und 75 Jahre alt.

Bei einem Alter von etwa 70 Jahren ist in allen DMP ein leicht geringerer Anteil feststellbar. Dies ist auf geburtenschwache Jahrgänge gegen Ende des zweiten Weltkrieges zurückzuführen.

__Altersverteilung der am DMP teilnehmenden Patienten.__

Abbildung 4.2: Altersverteilung der am DMP teilnehmenden Patienten.

Literatur

17 Administrative Prävalenzen und Inzidenzen des Diabetes mellitus von 2009 bis 2015. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, 2017 https://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&uid=79

18 Statistischen Bundesamt (destatis). Krankenhauspatienten: Bundesländer, Jahre, Geschlecht, Altersgruppen, Hauptdiagnose ICD-10 (1-3-Steller Hierarchie). 2017; https://wwww-genesis.destatis.de/genesis/online

19 ICD-10 C50: Mammakarzinom (Frauen): Inzidenz und Mortalität. Tumorregister München, 2017 https://www.tumorregister-muenchen.de/facts/base/bC50f_G-ICD-10-C50-Mammakarzinom-Frauen-Inzidenz-und-Mortalitaet.pdf

20 Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. Robert Koch Institut, 2016 https://www.rki.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebsgeschehen/Krebsgeschehen_download.pdf?__blob=publicationFile

21 Toorn LM van den, Overbeek SE, Prins J, Hoogsteden HC, Jongste JC de. Asthma remission: does it exist? Current Opinion in Pulmonary Medicine 2003; 9: 15–20 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12476079